Was ist ein Schiebewiderstand?
Ein Schiebewiderstand mit einem Schleifkontakt dient zur Realisierung eines variablen Widerstandswerts Ra. Die Bauform (siehe Abb. 2.4.1) kann gerade (Schiebewiderstand) oder rund (Potentiometer) sein. Wesentliches Merkmal sind 3 Anschlüsse, wobei über 2 (gleichfarbig oder außen) der komplette Widerstand und über den dritten (anders farbig oder Mitte) der Abgriff zugänglich ist.
Ein variabel in 2 Teile teilbarer Widerstand, dessen variable Teile R′ und Ra sich immer zur Summe R = R′ + Ra ergänzen (siehe Abb. 2.4.2) !
→ Der Widerstand R setzt sich aus den Teilwiderständen R′ und Ra zusammen.
Nach Gln. 2.3.23 (Spannungsteiler) ist die Ausgangsspannung Ua in Abb. 2.4.2 proportional zur abgegriffenen Widerstandslänge.
Es gilt allgemein 0 ≤ a ≤ 1 und speziell Ua = 0 für a = 0 und Ua = U für a = 1.
Aus der Spannungsteilerregel ergibt sich direkt
| (2.4.1) |
mit a, dem Maß für die Verschiebungsstrecke (oder den Drehwinkel).
Bei einem logarithmischen Drehwiderstand nimmt der Widerstand bei gleichen Drehwinkeln in Dekaden zu (1 bis 10 Ω, 10 bis 100 Ω, 100 bis 1000 Ω, usw.).
→ Anwendung: In der Rundfunktechnik als Lautstärkeregler. Aufgrund der ebenfalls logarithmischen Charakteristik des Ohres erscheint dann bei gleichen Drehwinkeln die Lautstärke entsprechend linear zuzunehmen.
Gln. 2.4.1 ist nur gültig ohne Belastung des Schleifers. Die Charakteristik ändert sich, wenn entsprechend Abb. 2.4.3 aus dem Abgriff ein Strom entnommen wird.
Wie groß ist die Spannung Ua = f(a,R,RV ,U)?
→ Bevor wir rechnen eine Verständnisfrage: Wird die Spannung größer oder kleiner bei Belastung?
Für die Ströme können wir schreiben
| (2.4.3) |
Andererseits ist die Spannung in der Masche
| (2.4.4) |
Mit der Teilspannung
| (2.4.5) |
erhalten wir dann erstmals ein Ergebnis
Division durch Ua ergibt den Quotienten
Mit dem Kehrwert wird das Ergebnis zu
→ Falls kein Verbraucher angeschlossen ist (RV = ∞), so folgt R∕RV = 0 und wir erhalten damit wieder das Ergebnis von Gln. 2.4.1.
Ein Schiebewiderstand kann auch als Vorwiderstand für einen Verbraucher (z.B. Glühbirne) eingesetzt werden, um eine Spannungsanpassung vorzunehmen (siehe Abb. 2.4.4) .
Der gemeinsame Strom I der Reihenschaltung erzeugt am Verbraucher den Spannungsabfall UV = IRV . Der Strom berechnet sich zu
Damit erhalten wir entsprechend der Spannungsteiler-Regel
| (2.4.10) |
Für Ra = R (bei a = 1) erhalten wir die minimale Verbraucherspannung zu
| (2.4.11) |
→ Die Verbraucherspannung kann demnach nicht zu Null werden. Speziell für R = RV wird UV = U0∕2.
Für Ra = 0 (bei a = 0) erhalten wir die maximale Verbraucherspannung zu
| (2.4.12) |
Die Verlustleistung geht im Vorwiderstand als Wärme „verloren“.
Eine elektrische Weihnachtsbaumbeleuchtung soll mit einem veränderlichen Vorwiderstand so eingestellt werden, dass die 15 Kerzen einmal volle und einmal halbe Spannung erhalten. Bei voller Lichtstärke erhält jede Kerze I = 0,7 A, wobei die Kerzen am Lichtnetz mit U = 220 V betrieben werden.
Die Lösung wird in der Vorlesung erarbeitet. Ergebnisse für den Vergleich der eigenen Lösung sind:
und
Was ist ein Strommesser?
Ein zusätzlicher Widerstand im Stromkreis, da es in der Praxis nur reale Messgeräte mit Innenwiderständen gibt! Ein digitales und ein analoges Multimeter (Vielfachmessgerät für Widerstand, Spannung oder Strom) sind in Abb. 2.4.6 zu sehen.
Bei üblichen Strommessern ist der Vollausschlag schon bei sehr kleinen Strömen (μA) erreicht. Zur Messung größerer Ströme muss der Überstrom am Messwerk über einen Nebenwiderstand (Shunt) vorbeigeleitet werden (siehe Abb. 2.4.7) .
Digitale oder analoge Vielfachmessgeräte können entweder zur Strom- oder zur Spannungsmessung verwendet werden. Analoge Messgeräte sind immer seltener anzufinden.
Ein Messwerk habe den Innenwiderstand Ri = 333 Ω und einen Vollausschlag beim Strom I0 = 0,3 mA. Es soll ein Strom von IM = 6 A gemessen werden. Der Überstrom
muss am Messwerk vorbei fließen.
Es tritt nach dem Ohm’schen Gesetz ein Spannungsabfall
bei Vollausschlag an Messwerk und Nebenwiderstand auf. Damit wird
→ Realisierung: Ein dickeres Drahtstück.
Die Erweiterung des Strombereiches um den Faktor n = IM∕I0 erfordert (im Beispiel) einen Nebenwiderstand Rp = Ri∕(n − 1) = 333 Ω∕(20 000 − 1) = 0,016 65 Ω.
In Abb. 2.4.8 ist die Erweiterung eines Amperemeters mit mehreren Messbereichen zu sehen.
Zur Messung kleiner Spannungen muss der Vollausschlag des Spannungsmessers schon bei sehr kleinen Spannungen (μV ) erreicht sein. Bei größerer Spannungen fällt die Überspannung an einem Reihenwiderstand ab (siehe Abb. 2.4.9) .
Gegeben sei dasselbe Messwerk mit Innenwiderstand Ri = 333 Ω und Vollausschlag bei U0 = 100 mV. Es soll eine Spannung von UM = 220 V gemessen werden. Die Überspannung
muss vor dem Messwerk am Vorwiderstand abfallen.
Durch Messwerk und Vorwiderstand fließt bei Vollauschlag der Strom
Nach dem Ohmschen Gesetz ergibt sich dann
Die Erweiterung des Spannungsbereiches um den Faktor n = UM∕U0 erfordert (im Beispiel) einen Vorwiderstand Rv = Ri(n − 1) = 333 Ω ⋅ (2200 − 1) = 732,3 kΩ.
In Abb. 2.4.10 ist die Erweiterung eines Voltmeters mit mehreren Messbereichen zu sehen.
Immer in Reihe zum Verbraucher, da der Strom in der Serienschaltung überall gleich groß ist.
Immer parallel zum Verbraucher, da die Spannung bei einer Parallelschaltung gleich groß ist.
Bei gleichzeitiger Messung von Strom und Spannung eines Verbrauchers zur Leistungsmessung tritt immer ein prinzipieller Messfehler auf, da nicht beide Bedingungen gleichzeitig erfüllbar sind.
→ Es sind 2 Schaltungen entsprechend Abb. 2.4.11 möglich, deren Auswahl nach den Eigenschaften des Verbrauchers getroffen werden muss.
Geben sei ein sehr gutes Amperemeter mit einem Innenwiderstand RiA = 1 Ω und ein sehr gutes Voltmeter mit einem Innenwiderstand RiV = 1 MΩ.
Welche Schaltung soll zur Leistungsmessung verwendet werden bei einem Widerstand Ra1 = 1 Ω und bei Ra2 = 1 MΩ?
Die Lösung wird in der Vorlesung erarbeitet. Ergebnisse für den Vergleich der eigenen Lösung sind:
→ Stromrichtige Messung bei RiA ≪ Ra
→ Spannungsrichtige Messung bei RiV ≫ Ra
Sie besteht entsprechend Abb. 2.4.12 aus 4 Widerständen, von denen je 2 in Reihenschaltung als Parallelschaltung an der Spannungsquelle sind.
In den Brückenwiderständen R1…R4 entstehen die Spannungsabfälle U1…U4, wodurch sich i.a. auch eine Spannung U5≠0V zwischen den Punkten (A) und (B) einstellt.
→ Die 4 Widerstände so wählen, dass die Brückenspannung U5 = 0V und somit I5 = 0 A wird.
Das Ergebnis einer längeren Rechnung (Anwendung von Knoten- und Maschenregel, siehe Übung) liefert15
| (2.4.13) |
Damit I5 = 0 ist muss der Zähler zu Null werden
| (2.4.14) |
In der Praxis wird diese Bedingung über die Widerstandsverhältnisse der Parallelzweige definiert zu
| (2.4.15) |
oder gleichwertig über die Widerstandsverhältnisse der Reihenzweige zu
| (2.4.16) |
Abb. 2.4.13 zeigt die Verwendung als Messprinzip für die Messung von Widerständen.
Das Brückeninstrument M hat den Nullpunkt in der Mitte. Die Widerstände R2 und R4 werden als Teilwiderstände eines Schiebewiderstandes (Drehwiderstandes) realisiert.
→ Zur Messung wird der unbekannte Widerstand Rx anstelle von R3 angeschlossen und der Schleifer solange gedreht, bis das Instrument keinen Ausschlag mehr anzeigt.
Aus der Abgleichbedingung in Gln. 2.4.15 ergibt sich direkt der unbekannte Widerstand zu
| (2.4.17) |
→ Mit R1 wird der Messbereich ausgewählt.
→ An der Skala des Drehwinkels wird direkt der Widerstandswert abgelesen.
→ Aber die Empfindlichkeit ist proportinal zur Brückenspannung entsprechend Gln. 2.4.13.
→ Beim alternativen Ausschlagverfahren zur Widerstandsmessung geht U0 in die Messung ein und es muss vor jeder Messung eine Kalibrierung erfolgen.
Abb. 2.4.14 zeigt die Verwendung als zeitabhängiger Schreiber (x(t)-Schreiber) einer beliebigen physikalischen Größe bei Wahl eines geeigneten Messfühlers.
→ Als Messfühler kann z.B. ein temperaturabhängiger Widerstand eingesetzt werden.
Anstelle des Messinstrumentes wird die Brückenspannung U5 einem Verstärker zugeführt, dessen Ausgangsspannung einen Motor antreibt, der über eine geeignete Mechanik den Abgriff des Schiebewiderstandes verschiebt, an dem zusätzlich ein Schreibstift angebracht ist.
Der Widerstand R(T) ist ein NTC-Widerstand mit dem Temperaturbeiwert von B = 4000 K und einem Kaltwiderstand (bei 298 K, entsprechend 25 ∘C) von R 25 = 1300 Ω.
Welcher Temperatur ist er ausgesetzt?
Die Lösung wird in der Vorlesung erarbeitet. Ergebnisse für den Vergleich der eigenen Lösung sind: