3.5 Maschenanalyse

Praxis:

Es existiert ein Verfahren mit dem das Gleichungssystem 3.2.9

R-⋅ I-= U
(3.5.1)

(R Widerstandsmatrix, I und U Vektoren) direkt aufgestellt werden kann:

Das Maschenstrom-Verfahren ist das meistbenutzte Verfahren zur Netzwerkanalyse. Es erstellt direkt das Gleichungssystem mit nur

  ′
m  =  z − (k − 1)
(3.5.2)

Maschengleichungen.

Für die numerische Lösung des Gleichungssystem können moderne Taschenrechner verwendet werden.

Prinzip:

Die unbekannten Zweigströme werden in abhängige und unabhängige Ströme aufgeteilt.

Mit der Maschenanalyse werden die unabhängigen Zweigströme bestimmt, die in den Verbindungszweigen des vollständigen Baumes fließen.

Ergebnis:

Das Gleichungssystem besteht aus m Maschengleichungen

⌊ R     R     ...  R    ⌋  ⌊  I  ⌋   ⌊  U   ⌋
|   11    12         1m  |  |   1 |   |   q1 |
|| R21   R22   ...  R2m  ||  ||  I2 ||   ||  Uq2 ||
|⌈   ...                   |⌉ ⋅|⌈  ...  |⌉ = |⌈   ...  |⌉

  Rm1   Rm2   ...  Rmm       Im        Uqm
(3.5.3)

Verfahren:

  1. Auf der Hauptdiagonalen stehen die Umlaufwiderstände Rii (positive Summe der Widerstände der Maschen).
  2. Auf den Nebendiagonalen stehen die Kopplungswiderstände Rij: Positiv, wenn die im Kopplungswiderstand verknüpften Maschenströme dieselbe Richtung haben, sonst negativ.
  3. Die unbekannten Maschenströme Ii stehen auf der linken Seite des Gleichungssystem.
  4. Auf der rechten Seite steht die Summe der Quellenspannungen Uqi der betrachteten Masche: Positiv, wenn der Maschenstrom entgegengesetzt zur Quellenspannung ist.

3.5.1 Topologie eines Netzes

Topologie:

Unter der Topologie eines Netzes2 versteht man die Struktur eines Netzes, also den Aufbau unabhängig von tatsächlichen Bauelementen und deren Werten. Welche reale Schaltung könnte denn den Graphen in Abb. 3.5.1 erzeugt haben?


PIC

Abbildung 3.5.1: Topologische Grundbegriffe von Netzen

Begriffe:

Folgende Begriffe sind zur Untersuchung der Topologie eines Netzes hilfreich:

  1. Der Graph eines Netzes ist die reine geometrische Anordnung des Netzes, auch Streckenkomplex genannt.
  2. Ein gerichteter Graph entsteht aus einem Graphen, indem die Zählpfeile der Zweigströme (und damit auch der entsprechenden Spannungen) eingezeichnet werden.
  3. Ein vollständiger Baum verbindet alle Knoten miteinander, ohne eine geschlossenen Masche zu bilden. Die Zweige des Baumes heißen Baumzweige. Es gibt immer (k 1) Baumzweige.
  4. Mit Verbindungszweig werden die restlichen Zweige des Netzwerkes, die nicht Baumzweige sind, bezeichnet. Diese bilden ein System von m= z (k 1) unabhängigen Zweigen.
  5. Man findet die unabhängigen Maschen, wenn man jeweils genau einen Verbindungszweig mit den Baumzweigen zu einem geschlossenen Umlauf verbindet.
Merke:

Für jeden vollständigen Baum gibt es nur eine Möglichkeit der Maschenbildung!

3.5.2 Beispiel zum Maschenanalyse

Beispiel:

Für die Schaltung aus Abb. 3.5.2 soll das Gleichungssystem der Maschenstromanalyse erstellt werden. Dazu wird zuerst der gerichtete Graph des Netzes gezeichnet


PIC

Abbildung 3.5.2: Netz mit zwei Spannungsquellen und dessen gerichteter Graph

Baum:

Von den drei möglichen vollständigen Bäumen des gerichteten Graphen in Abb. 3.5.3 wird für das Beispiel derjenige ausgewählt, dessen Ergebnisse sich am leichtesten mit den bisherigen Rechnungen vergleichen lassen.

Zweig 3 wird Baumzweig.

Zweige 1 und 2 sind Verbindungszweige.

Maschen:

Es ergeben sich zwei Maschen in Abb. 3.5.3 , deren Umlaufsinn den Richtungen der unabhängigen Maschenströme I1 und I2 entsprechen.


PIC

Abbildung 3.5.3: Netzwerk mit vollständigem Baum und eingezeichneten Maschen

Ergebnis:

Nach den Regeln der Maschenanalyse ergibt sich das folgendes Gleichungssystem

[                   ]  [    ]   [     ]
  R1 + R3     R3         I1       Uq1
    R3      R2 + R3   ⋅  I2   =   Uq2
(3.5.4)

Vergleich:

Ein direkter Vergleich mit Gln. 3.2.9 ergibt eine vollständige Übereinstimmung bis auf die Namen der unabhängigen Größen.

Lösungen sind identisch!

3.5.3 Ideale Stromquellen bei der Maschenanalyse

Problem:

Ideale Stromquellen können nicht in äquivalente Spannungsquellen umgewandelt werden. Das geht nur bei realen Quellen, wie in Abb. 3.5.4 dargestellt.


PIC

Abbildung 3.5.4: Äquivalenz von realer Spannungsquelle und realer Stromquelle

Lösung:

Ideale Stromquellen können dann behandelt werden, wenn Sie im Lösungsvektor eingetragen werden, also in einem Verbindungszweig des Netzes liegen (Baum passend wählen!).

Die Zeilen mit den Stromquellen im Lösungsvektor entfallen, da diese ja bekannt sind.

Der Rang des Gleichungssystems reduziert sich um die Anzahl der idealen Stromquellen.

Die unbekannten Spannungen der Stromquellen können nicht bestimmt werden.

3.5.4 Bewertung der Maschenanalyse

Bewertung:

Anwenden der Maschenstromanalyse

2Es handelt sich um ein Verfahren zur Auswahl der „richtigen“ Maschen für die Maschenanalyse.