3.6 Knotenanalyse

Praxis:

Es existiert ein Verfahren mit dem das Gleichungssystem

G-⋅ U = I-
(3.6.1)

(G Leitwertmatrix, U und I Vektoren) direkt aufgestellt werden kann:

Das Knotenpotential-Verfahren ist das beste Verfahren zur Netzwerkanalyse. Es erstellt direkt das Gleichungssystem mit nur

k − 1 = z − m ′
(3.6.2)

Knotengleichungen.

Dies ist die Basis moderner Schaltungssimulationsprogramme wie SPICE3 .

Prinzip:

Die unbekannten Spannungen werden in abhängige und unabhängige Spannungen aufgeteilt.

Mit der Knotenanalyse werden die unabhängigen Spannungen bestimmt von einem Bezugsknoten des vollständigen Baumes zu allen anderen Knoten.

Ergebnis:

Das resultierende Gleichungssystem besteht aus (k 1) Knotengleichungen

⌊   G       G      ...    G        ⌋  ⌊   U    ⌋   ⌊   I    ⌋
|    11       12           1(k−1)  |  |     1  |   |    q1  |
||   G21     G22    ...    G2(k−1)  || ⋅||   U2   || = ||   Iq2  ||
|⌈    ...                             |⌉  |⌈    ...   |⌉   |⌈    ...   |⌉
  G        G       ...  G               U             I
    (k−1)1   (k−1)2        (k− 1)(k−1)       (k− 1)         q(k−1)
(3.6.3)

Verfahren:

  1. Auf der Hauptdiagonalen steht der Knotenleitwert Gii (positive Summe aller Leitwerte in dem Knoten).
  2. Auf den Nebendiagonalen stehen die negativen Kopplungsleitwerte Gij.
  3. Die unbekannten Knotenspannungen Ui stehen auf der linken Seite des Gleichungssystem.
  4. Auf der rechten Seite steht die Summe der Quellenströme Iqi des betrachteten Knotens: Positiv, wenn der Strom in den Knoten hinein fließt.

3.6.1 Beispiel zur Knotenanalyse

Umwandlung:

In dem bereits bekannten T-Netzwerk werden die realen Spannungsquellen in reale Stromquellen umgewandelt wie in in Abb. 3.6.1 zu sehen ist .


PIC

Abbildung 3.6.1: Schaltungsbeispiel zur Knotenanalyse mit umgewandelten Spannungsquellen

Matrix:

Mit k = 2 Knoten ergibt sich ein Gleichungssystem vom Rang k 1 = 1. Es existiert also nur eine Gleichung:

          [G11 ] ⋅ [U1] = [Iq1 + Iq2]
[G1 +  G2 + G3 ] ⋅ [U1] = [Uq1G1 + Uq2G2 ]             (3.6.4)
Ergebnis:

Mit dem Ohmschen Gesetz und unter Verwendung der Widerstände anstelle der Leitwerte wird der gesuchte Strom zu

                    Uq1   Uq2
I =  G U  =  -1-⋅ --R1-+--R2---
 3     3 1   R3   R1-+ R1-+ R1-
                   1    2     3
(3.6.5)

ergibt sich wieder der bekannte Zusammenhang

      Uq1R2--+-Uq2R1-
IR3 =     ∑ R  R
              i j
(3.6.6)

3.6.2 Ideale Spannungsquellen bei der Knotenanalyse

Problem:

Ideale Spannungsquellen können nicht in äquivalente Stromquellen umgewandelt werden.

Lösung:

Die allgemeine Lösung ist die Erweiterung des Verfahrens zur modifizierten Knotenanalyse.

Spezialfall:

Analog zur Maschenanalyse können ideale Spannungsquellen dann direkt behandelt werden, wenn Sie an einen gemeinsamen Knoten liegen und dieser als Bezugsknoten gewählt wird.

Die Zeilen mit den Spannungsquellen im Lösungsvektor entfallen, da diese ja bekannt sind.

Die unbekannten Ströme der Spannungsquellen können nicht bestimmt werden.

Beispiel:

Für das T-Netzwerk mit realen Spannungsquellen führen wir keine Umwandlung der realen Spannungsquellen in reale Stromquellen durch wie in in Abb. 3.6.2 zu sehen ist .

Mit k = 4 Knoten ergibt sich ein Gleichungssystem vom Rang k 1 = 3, das sich auf 1 Gleichung reduziert.


PIC

Abbildung 3.6.2: Schaltungsbeispiel zur Knotenanalyse mit beibehalten der Spannungsquellen

Matrix:

Da die ersten beiden Zeilen der entstehenden Gleichung aufgrund der bekannten Quellenspannungen im Lösungsvektor gestrichen werden müssen ist die verbleibende 3. Zeile der Gleichung

⌊                             ⌋  ⌊     ⌋   ⌊    ⌋
   G1      0        − G1           Uq1       0
|⌈   0     G         − G       |⌉ ⋅|⌈ U   |⌉ = |⌈ 0  |⌉
            2          2            q2
   − G1  − G2  G1 +  G2 + G3       U3        0
(3.6.7)

identisch zu Gln. 3.6.4.

3.6.3 Automatisierung der Knotenanalyse

Verfahren:

Beschreibungdes Netzwerkverhaltens durch die Knotenspannungen (bezogen auf einen Masseknoten). Die Zweigspannungen und -ströme ergeben sich aus

  1. den Maschengleichungen (Differenz zweier Knotenspannungen),
  2. den Knotengleichungen und aus
  3. den Bauelementegleichungen.
Gleichungssystem:

Mit Hilfe der Kirchhoffschen Knotengleichungen ergibt sich das Gleichungssystem

G ⋅ U = I
-- --   --
(3.6.8)

mit G der Leitwertmatrix

U dem Knotenspannungsvektor

I dem Anregungsvektor

Netzwerk:

Gegeben sei das Netzwerk in Abb. 3.6.3 aus N Knoten mit den Zweigströmen Ijk, den Zweigspannungen Ujk und den Leitwerten Gjk.


PIC

Abbildung 3.6.3: Netzwerkausschnitt für Knotenspannungsanalyse

Voraussetzung:

Dem Knoten Nj wird der Strom Ij eingeprägt.

Frage:

Welche Spannungen Uk1 = Uk U1 entstehen an den Knoten Nk ?

Antwort:

Die Zweigströme werden durch die Bauelementegleichung als Funktion der Zweigspannungen dargestellt und dann in die Kirchhoffschen Knotengleichungen eingesetzt.

In die Kirchhoffsche Knotenregel

       ∑N
Ij =        Ijk
     k=1,k⁄=j
(3.6.9)

das Ohmsche Gesetz (Bauelementegleichung) eingesetzt

Ijk = UjkGjk =  (Uj − Uk)Gjk
(3.6.10)

ergibt

         ∑N
Ij  =         (Uj − Uk)Gjk
        k=1,k⁄=j
            ∑N           N∑
    =   Uj       Gjk −        Uk G◟j◝◜k◞               (3.6.11)
          k◟=1,k⁄=◝◜j---◞  k=1,k⁄=j    −gjk
              gjj
Matrix:

Wir können jetzt die Einträge der Bauelemente in die Leitwertmatrix definieren:

        N
       ∑
gjj =        Gjk,  gjk = − Gjk = gkj
     k=1,k⁄=j
(3.6.12)

Setzen wir Gln. 3.6.12 in Gln. 3.6.11 ein, so erhalten wir

     N∑
Ij =    gjkUk  oder   I-= G-⋅ U
     k=1
(3.6.13)

Es ergibt sich ein Gleichungssystem, in dem die Knotenstromsummen I als Funktion der Knotenspannungen U dargestellt werden.

Lösung:

Die Lösung der Gleichung erhalten wir durch Inversion der Leitwertmatrix G zu:

U-= G-−1 ⋅ I-
(3.6.14)

Bemerkung:

  1. Enthält die Schaltung nur passive Komponenten, so ist Y symmetrisch
    gjk = gkj
    (3.6.15)

    Bei aktiven Schaltungen kommt es aufgrund der richtungsabhängigen Verstärkung der Schaltung zu unsymmetrischen Einträgen.

  2. Für die Zeilen- und Spaltensummen gilt
    ∑N       ∑N
   gjk =    gkj = 0
k=1      k=1
    (3.6.16)

    da sowohl in den Zeilen als auch in den Spalten jeweils der gleiche Term positiv und negativ eingetragen wird.

  3. Damit G U = I widerspruchsfrei ist, muss Y den Rang N 1 haben.

    Durch Streichen der Zeile und Spalte mit der Nummer des Bezugsknotens (meistens N0, Masse) erhält man aus der indefiniten die definite Leitwertmatrix.

    Mathematisch bedeutet das, dass es unendlich viele Lösungen des Gleichungssystems gibt, wenn G den Rang N hat, die sich alle durch einen additiven Term bei allen Spannungen unterscheiden. Das ist eine Eigenschaft eines Potentialfeldes, wie wir es hier für die Spannungen der Schaltung haben.

Bauelemente:

Im folgenden werden die automatisierten Einträge der Bauelemente in die Leitwertmatrix und dem Anregungsvektor gezeigt.

Leitwerte:

Der Eintrag eines Leitwertes (siehe Abb. 3.6.4) erfolgt in die normale Leitwertmatrix.


PIC

   ⌊ ...  ...   ...   ...⌋ ⌊  ...⌋   ⌊  ...⌋
i  | ...  +G    − G   ...| |  U  |   |  I  |
   ||         i     j     || ⋅||   i || = ||   i ||
j  ⌈ ... − Gi   +Gj   ...⌉ ⌈  Uj ⌉   ⌈  Ij ⌉
     ...  ...   ...   ...     ...       ...

Abbildung 3.6.4: Eintrag eines Leitwertes bei der Knotenanalyse

Der Eintrag in der Zeile i

GiUi  − GjUj =  G ⋅ (Ui − Uj) = G ⋅ Uij = Ii
(3.6.17)

bedeutet, dass aus dem Knoten Ni der Strom Ii heraus fließt. Aus dem Knoten Nj fließt der Strom Ii heraus, bzw. der Strom Ii hinein.

Stromquelle:

Eine Stromquelle wird mit dem Konstantstrom in den Anregungsvektor eingetragen.

Liegt einer der Anschlüsse eines Bauelements am Bezugsknoten (N0, Masse), so entfallen die Eintragungen in den entsprechenden Zeilen und Spalten.

Spannungsquelle:

Die Bauelementegleichung einer Spannungsquelle lautet

Uq ⁄= Iq
(3.6.18)

d.h. die Quellenspannung ist keine Funktion des Stromes (Konstantspannungsquelle):

Es ist kein Eintrag von Spannungsquellen möglich, da kein Zweig, für den der Strom nicht durch eine Bauelementegleichung als konstanter Wert oder als Funktion einer Zweigspannung gegeben ist, verarbeitet werden kann.

Abhilfe schafft die modifizierte Knotenspannungsanalyse.

3.6.4 Modifizierte Knotenanalyse

MNA:

Die modifizierte Knotenspannungsanalyse (Modified Nodal Analysis) ist eine Erweiterung der normalen Knotenspannungsanalyse mit:

Verfahren:

Der zunächst noch unbekannte Strom wird ein zusätzliches Element des Ergebnisvektors:

Spannungsquelle:

Der Eintrag einer Spannungsquelle (siehe Abb. 3.6.5) erfolgt in die erweiterte Leitwertmatrix.


PIC

⌊          1 ⌋  ⌊  U  ⌋   ⌊  I  ⌋
|            |  |   i |   |   i |
⌈         − 1 ⌉ ⋅⌈ Uj ⌉ = ⌈  Ij ⌉
  1  − 1   0       Iq       Uq

Abbildung 3.6.5: Eintrag einer Spannungsquelle bei der MNA

Für jede Spannungsquelle ist die Matrix G um eine Zeile und Spalte zu vergrößern. Die Bauelementegleichung lautet:

Uij + 0 ⋅ Iq = Uq
(3.6.19)

3.6.5 Beispiel zur modifizierten Knotenanalyse

Knoten:

In dem T-Netzwerk werden die Knoten nummeriert wie in in Abb. 3.6.6 zu sehen ist .


PIC

Abbildung 3.6.6: Schaltungsbeispiel zur modifizierten Knotenanalyse

Matrix:

Mit Bezugsknoten N0 ergibt sich folgendes Gleichungssystem

⌊                                  ⌋  ⌊     ⌋   ⌊     ⌋
   G1     0        − G1       1  0      U1         0
||  0     G         − G        0  1 ||  || U   ||   ||  0  ||
||          2           2           ||  ||   2 ||   ||     ||
|| − G1  − G2  G1  + G2 + G3   0  0 || ⋅|| U3  || = ||  0  ||
⌈  1      0          0        0  0 ⌉  ⌈ Iq1 ⌉   ⌈ Uq1 ⌉
   0      1          0        0  0      Iq2       Uq2
(3.6.20)

Kontrolle:

Wie kann man das Gleichungssystem elektrotechnisch überprüfen?

3.6.6 Bewertung der Knotenanalyse

Bewertung:

Anwenden der Knotenanalyse

3.6.7 Vergleich am Beispiel Brückenschaltung

Beispiel 3.6.1
(Brücke)

Gegeben sei eine Wheatstonesche Brückenschaltung mit den Werten R1 = 1 kΩ, R2 = 1 kΩ, R3 = 1 kΩ, R4 = 10 kΩ und U0 = 10 V.
PIC

  1. Bestimmen Sie analytisch die Brückenspannung U5 unter der Voraussetzung, dass R5 = ist.
  2. Bestimmen Sie analytisch den Brückenstrom I5 bei endlichem Widerstand R5.
  3. Wie groß ist die Brückenspannung U5 bei R5 = ?
  4. Wie groß ist der Brückenstrom I5 bei R5 = 10 kΩ?
  5. Berechnen Sie zur Kontrolle den Zahlenwert des Brückenstromes direkt mit der Knotenanalyse!

Lösung:

Die Lösung wird in der Vorlesung erarbeitet. Ergebnisse für den Vergleich der eigenen Lösung sind:

  1. Brückenspannung
               (                     )
U    =  U    ---R1R4--−-R2R3-----
  5     --0--(R2-+-R4-)(R1-+-R3-)-
        --------------------------
  2. Brückenspannung
                (    /      /       /     /  )
U  =  10V  ⋅ --1/k-Ω-⋅ 10/k-Ω-−-1/k-Ω-⋅ 1/k-Ω  = 4,1 V
  5          (1//kΩ + 10//kΩ )(1//kΩ +  1/k/Ω )    -----

  3. Brückenstrom
            (1/k/Ω ⋅ 10/k/Ω  − 1/k/Ω  ⋅ 1/k/Ω ) ⋅ 10V
I5  =   -------------------/------/------⋅⋅⋅
          (1 kΩ + 1 kΩ )[1/kΩ ⋅ 10/kΩ+
        ⋅⋅⋅------------------------------------------------
           10/k/Ω(1//kΩ + 10//kΩ )] + 1/k/Ω ⋅ 1/k/Ω (1k Ω + 10 kΩ)
    =   0,3585 mA
        -----------

3SPICE bedeutet Simulation Program Integrated Circuits Especially! Der Kern des Programms stammt von der Berkeley Universität in Kalifornien.