9.4 Fourieranalyse

Definition:

Die Zerlegung einer periodischen Funktion in einzelne sinusförmige Teilschwingungen wird als Fourieranalyse bezeichnet.

Das Ergebnis der Fourieranalyse sind die Koeffizienten der Fourierreihe.

Mathematik:

Da die Fourierreihe nach Gln. 9.3.10 eine Linearkombination der Koeffizienten ist, kann Gln. 9.3.2 mit der Kettenregel nach den Koeffizienten differenziert werden.

Differenzieren nach den Konstanten aν, wobei ν = 0 für den Koeffizienten a0 steht, ergibt

              to∫+T
-∂J-  =   -∂--    (g(t) − f(t))2dt = 0                              (9.4.1)
∂a ν      ∂aν
               t0  (                                          )
                                                               2
              to∫+T||      ∑n               ∑n                 ||
      =   -∂--    || a0 +    aν cos(ν ωt) +    bν sin(νωt) − f (t)|| dt
          ∂aν     |(      ν=1              ν=1                 |)
               t0    ◟----------------◝◜---------------◞
                                    g(t)

Verfährt man ebenso für die bν so erhält man 2n + 1 Gleichungen für die 2n + 1 Fourierkoeffizienten.

Kette:

Mit der Kettenregel der Differentialrechnung (y = F(u(x)) ergibt y= F(u) u(x)) ergibt sich für den Koeffizienten a0

        to+∫T
∂J--= 2    (g(t) − f(t)) ⋅ (1) dt = 0
∂a0                      ◟◝◜◞
        t0               g′(t)
(9.4.2)

und für die anderen Koeffizienten aν

∂J       to∫+T
----=  2    (g(t) − f (t)) ⋅ cos(νωt) dt = 0
∂a ν     t0               ◟ g◝′◜(t) ◞
(9.4.3)

Summe:

Mit der Summenregel der Differentialrechnung ergibt sich nach dem Trennen der Integrale für den Koeffizienten a0

to∫+T          to+∫T         ∑n
   f (t) dt =    [a0  +      aμ cos(μωt)
t0           t0          μ=1
                         ∑n
                     +      bμ sin(μωt )]dt            (9.4.4)
                         μ=1

und für die anderen Koeffizienten aν

t∫o+T                   to+∫T         ∑n
    f(t)cos(νωt) dt =    [a0  +      aμ cos(μωt)
t0                    t0          μ=1
                                  ∑n
                              +      bμ sin(μωt )]cos(ν ωt)dt
                                  μ=1
                                                               (9.4.5)
Rechts:

Für die Integrale auf der rechten Seite gilt entsprechend den Orthogonalitätsrelationen der trigonometrischen Funktionen

         T∫
           dt  =   t|T =  T
                    o
         0                 |
∫T                 sin(μωt)||T    sin(μ2 π) − sin 0
  cos(μ ωt)dt  =   --------||  =  ----------------= 0
0                     μω    o          μω
∫T                            ||T
   sin(μ ωt)dt  =   − cos(μωt)-|| = − cos(μ2-π)-−-cos0 =  0
                        μω    |o            μω
 0
                                                              (9.4.6)

und

∫T                          {
   cos(μωt) cos(ν ωt)dt  =     T ∕2  für μ = ν
                              0     für μ ⁄= ν
 0
 ∫T                         { T ∕2  für μ = ν
   sin(μωt )sin (ν ωt)dt  =
 0                            0     für μ ⁄= ν
                                                         (9.4.7)

und

∫T

   cos(μωt)sin(νωt )dt  =  0                    (9.4.8)
0

Die Integrale mit den Sinustermen werden für die analoge Berechnung der bν benötigt.

Gleichungen:

Es ergibt sich das vereinfachte Gleichungssystem

         to+∫T
             f(t)dt  =   a T                    (9.4.9)
                          0
         t0
to∫+T                       T
    f(t)cos(ν ωt)dt  =   aν--                  (9.4.10)
 t0                         2
 to+T
 ∫                         T-
    f (t) sin(ν ωt)dt  =   bν2                   (9.4.11)
 t0
a0:

Somit erhalten wir den Gleichanteil a0 der Funktion f(t) zu

        to∫+T
a  =  1-    f(t)dt
  0   T
         t0
(9.4.12)

aν:

Ebenso werden die Fourierkoeffizienten aν der Funktion f(t) zu

        to+∫T
a  = -2     f(t)cos(νωt )dt
 ν   T
        t0
(9.4.13)

bν:

Und die Fourierkoeffizienten bν der Funktion f(t) sind damit

        to+∫T
     -2
bν = T      f(t)sin(νωt) dt
        t0
(9.4.14)

Sonderfall:

Bei periodischen Funktionen mit besonderen Symmetrieeigenschaften werden einige der Koeffizienten der Fourierreihe zu Null:

  1. Gerade␣Funktion mit f(t) = f(t) (siehe Abb. 9.4.1)

    Spiegelsymmetrisch zur y-Achse (Achsensymmetrie)

  2. Ungerade␣Funktion mit f(t) = f(t) (siehe Abb. 9.4.1)

    Zentralsymmetrisch zum Ursprung (Punktsymmetrie)

  3. Wechselfunktion mit f(t) = 0 (siehe Abb. 9.4.2)

    Gleichanteil ist Null

  4. Alternierende␣Funktion f(t + T∕2) = f(t) (siehe Abb. 9.4.2)

    Form der positiven und negativen Halbschwingung gleich. (Tabelle: x = Koeffizienten von gradzahligen Vielfachen der Grundfrequenz sind Null.)








Funktion

Graph

Bedingung

Koeffizienten



a 0

aν

bν













Gerade (wie cos)

  PIC

f(t) = f(t)

0







Ungerade (wie sin)

  PIC

f(t) = f(t)

0








Abbildung 9.4.1: Sonderfälle der Fourieranalyse: Gerade und Ungerade Funktion








Funktion

Graph

Bedingung

Koeffizienten



a 0

aν

bν













Wechsel

  PIC

f(t) = 0

0







Alter- nierend

  PIC

f(t + T∕2) = f(t)

(rot: -f(t))

0

x

x








Abbildung 9.4.2: Sonderfälle der Fourieranalyse: Wechsel- und alternierende Funktion

Beispiel 9.4.1
(Fourierkoeffizienten)

Welche Koeffizienten sind Null für die symmetrische Rechteckschwingung in Abb. 9.4.3 mit dem Tastverhältnis 12?


PIC

Abbildung 9.4.3: Fourieranalyse einer rechteckförmigen Stromfunktion

Lösung:

Die Lösung wird in der Vorlesung erarbeitet. Ergebnisse für den Vergleich der eigenen Lösung sind:

Es handelt sich um eine


PIC

Abbildung 9.4.4: Näherungsfunktion einer rechteckförmigen Stromfunktion

Für die Darstellung in Abb. 9.4.4 wurden ungerade Koeffizienten der Kosinusfunktionen bis n = 15 verwendet. Die Berechnung der Koeffizienten sei zur Übung empfohlen.

Beispiel 9.4.2
(Fourierkoeffizienten)

Es sind die Fourierkoeffizienten der Rechteckfunktion in Abb. 9.4.5 für eine zeitliche Verschiebung um Δt = T∕4 zu berechnen!


PIC

Abbildung 9.4.5: Fourieranalyse einer verschobenen rechteckförmigen Stromfunktion

Lösung:

Die Lösung wird in der Vorlesung erarbeitet. Ergebnisse für den Vergleich der eigenen Lösung sind:

         ˆ
b2ν−1 = 4i ⋅---1---  ,  ν = 1,2,3,...
        π---2ν-−-1-

Substitution:

Bei der Berechnung der Fourierkoeffizienten nach Gln. 9.4.12-9.4.14 kann statt nach dt mit folgender Substitution auch direkt nach dx = d(ωt) integriert werden

x   =  ωt →  dx- = ω   ,bzw.  dt = dx-
              dt                    ω
 t  =  0 →  x = 0   ,  t = T →  x = ωT  = 2π

                                                       (9.4.15)
z.B. für
        ∫T             2∫π
a0 =  1-  f (t) dt = ω--  f(ωt ) d(ωt)                (9.4.16)
      T             2π           ω
        0              0
mit dem Ergebnis
            2∫π
 a   =  -1-   f(ωt) d(ωt)
  0     2 π
            0
         1∫2π
a ν  =  --   f(ωt)cos(ν ωt)d(ωt)
        π  0
          ∫2π
 b   =  -1   f(ωt)sin(νωt )d(ωt)                 (9.4.17)
  ν     π
           0