6.4 Spule

Strom:

Bei der Spule (siehe Abb. 6.4.1) setzen wir aufgrund der einfacheren mathematischen Behandlung einen kosinusförmigen Strom voraus

iL =  −ˆi cosωt
(6.4.1)


PIC

Abbildung 6.4.1: Spannung und Strom bei der Spule

Zeit:

Wir erhalten die Spannung5 zu

          diL-    -d   ˆ
uL   =  L  dt = L dt(− icos ωt)
           ˆ            ˆ
     =  L ωisin ωt = Lω icos(ωt − π∕2 )
     =  ˆu sinωt = uˆcos(ωt − π∕2 )                   (6.4.2)
Zeiger:

Mit dem Spannungszeiger UL als Bezugszeiger weist der Stromzeiger IL in die Richtung der negativen imaginären Achse.

U  =  LdIL- = L d-I ejωt = jωLI
-L      dt      dt L           L-
(6.4.3)

Die Spannung UL eilt dem Strom IL um 90 voraus. (Negative Amplitude 180 und90 Phasenwinkel.) In der Zeigerdarstellung entspricht dieses einer Multiplikation mit j.

Widerstand:

Wir führen wieder die induktive Impedanz mit dem induktiven Blindwiderstand ein

U-L  =  ZLIL-
     =  jXLIL--

     =  jωLIL-                           (6.4.4)
mit Betrag und Phasenwinkel
ZL  = jXL  = jωL  = (|XL |⁄-90∘)
(6.4.5)

Leitwert:

Wir erhalten dann ebenso die induktive Admittanz mit dem induktiven Leitwert

IL  =   Y-LU-L
    =   --1--U- ⋅ j
        jXL   L  j
            1
    =   − j---U-L
           ωL
    =   jBLU--L                            (6.4.6)
mit Betrag und Phasenwinkel
Y-  = jB   = − j-1- = (|B  |⁄ − 90∘)
  L      L      ωL        L
(6.4.7)

Kehrwerte:

Damit erhalten wir für den induktiven Blindwiderstand und den induktiven Blindleitwert ebenfalls

        -1--    -1-
BL =  − X   = − ωL
         L
(6.4.8)

Frequenz:

Blindwiderstand XL und Blindleitwert BL sind auch hier entsprechend Abb. 6.4.2 eine Funktion der Kreisfrequenz ω (Bedeutung Nachrichten- und Regelungstechnik).


PIC

Abbildung 6.4.2: Phasenwinkel und Frequenzgang des induktiven Blindleitwerts und Blindwiderstands

Der Widerstand wächst proportional zur Kreisfrequenz von Null an. Der Leitwert geht von sehr großen negativen Werten aus gegen Null.

Die Phasenwinkel φB und φX zwischen Strom und Spannung sind konstant, d.h. keine Funktion der Kreisfrequenz.

6.4.1 Induktive Blindleistung

Leistung:

Jeweils nach 90 ist entweder i = 0 oder u = 0 Null, so dass dann auch die Leistung Null wird. (Siehe Abb. 6.4.3, analog zum Kondensator.)


PIC

Abbildung 6.4.3: Induktive Blindleistung bei der Spule

Definition der induktiven Blindleistung (XL > 0) zu

QL =  U I = U 2∕XL  =  I2XL >  0
(6.4.9)

Einheit:

Die Einheit der Blindleistung war Voltampere reactive (Var).

Schwingung:

Es entsteht eine Leistungsschwingung:

Wirkleistung:

Auch bei der idealen Spule geht keine Energie verloren, sondern sie pendelt zwischen Generator und Induktivität hin und her.

Die Wirkleistung bei der Spule ist damit

P  = 0
(6.4.11)

Beispiel 6.4.1
(RC-Reihe)

Ein Lötkolben für 110 V und 30 W soll am Lichtnetz 220 V und 50 Hz angeschlossen werden. Um Wirkleistung einzusparen, wird kein Vorwiderstand verwendet, sondern die Überspannung durch einen Kondensator übernommen. Berechnen Sie folgende Größen:

  1. Strom durch die Schaltung
  2. Scheinleistung und Blindleistung
  3. Spannungsabfall am Kondensator
  4. Kapazität des Kondensators
  5. Phasenwinkel und Leistungsfaktor und
  6. Zeichnen Sie das Zeigerdiagramm

Lösung:

Die Lösung wird in der Vorlesung erarbeitet. Ergebnisse für den Vergleich der eigenen Lösung sind:

  1.     PR-    30-W--
I = UR  =  110V  = 0,273 A

  2. S =  U I = 220V  ⋅ 0,273A = 60-V-A-
                            -------

    und

          √ --------     ∘ --------------------
Q = −   S2 − P 2 = −   (60V A )2 − (30 W )2 = −-52-Var

  3. UC =  Q-=  −-52Var- = − 190,5V
      I    0,273 A    ---------

  4. C  = − ----1---- = 4,56 µF
       2πf  ⋅ XC   -------

  5. φ = −-60∘
    -----

    und

    λ =  cosφ =  cos(− 60 ∘) = 0,5

5Dieses ist die Bauelementegleichung der Spule!