7.3 Leitungskodierung

Kodierung:

Mit Leitungskodierung (Bitkodierung) wird die Umwandlung der (binären) Quellenzeichen in (analoge) Symbole für die Übertragung über den (analogen) Kanal bezeichnet. In Abb. 7.3.1 ist die vollständige Übertragungsstrecke mit Einbeziehung der Leitungskodierung dargestellt.


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Abbildung 7.3.1: Kommunikationsstrecke mit Leitungskodierung

Es erfolgt eine Modulation einer Symbolfolge auf der Leitung mit einer Zeichenfolge der Quelle.

Es kann eine beliebige Zuordnung zwischen den Symbolparametern und den Zeichen verwendet werden.

Digital:

Die Modulation eines digitalen Pulsträgers erfolgt im Basisband:

Unkodiert als Modulation der

Analog:

Die Modulation eines analogen Sinusträgers als Teil der klassischen Nachrichtentechnik:


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Abbildung 7.3.5: Modulation der Frequenz

Analog moduliert als Modulation der

und digital moduliert als Umtastung der

Ziele:

Aufbereitung des Digitalsignals vor der Modulation mit folgenden Zielen:

Problem:

Kompromiss notwendig hinsichtlich der optimalen Ausnutzung der Bandbreite des Kanals und einer hinreichenden Taktinformation in der Symbolfolge.

Lösung:

Zusätzliche Möglichkeiten zur Taktrückgewinnung sind:

7.3.1 Binäre Kodes

Binäre Kodes:

Bei binärer Kodierung wird ein (binäres) Quellzeichen X = {x1,x2} mit einem (binären) Symbol Y = {y1,y2} kodiert.

Keine Redundanz.

  1. Beim No-Return-to-Zero-Kode (NRZ-Kode) in Abb. 7.3.6 bleiben Symbole bei Zeichen-Wiederholungen gleich.
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    Abbildung 7.3.6: Einfacher binärer NRZ-Kode, rechts für Lichtwellenleiter

    Nachteil: Hoher Gleichstromanteil und fehlende Taktflanken abhängig von der Zeichenfolge.

    Problem: Fehlender Takt und Gleichstrom in der Symbolfolge.

  2. Beim Return-to-Zero-Kode (RZ-Kode) in Abb. 7.3.7 erfolgt in der Symbollmitte eine Rückkehr zu Symbol-Null19.
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    Abbildung 7.3.7: Binärer RZ-Kode, rechts für LWL

    Problem: Gleichstromanteil immer noch Abhängig von der Zeichenfolge und Verdopplung der Taktfrequenz.

    Praxis: Er wird selten eingesetzt.

  3. Bei Biphase-Kodes werden die Zeichen mit 2 unterschiedlichen Frequenzen dargestellt (Zweifrequenzverfahren, double frequency method). Beim Biphase-Level-Kode (auch Manchester-Kode in Abb. 7.3.8) werden die Zeichen 0 und 1 mit einem Phasensprung kodiert.
    PIC
    Abbildung 7.3.8: Binärer Biphase-L-Kode

    Problem: Keine. Der Takt kann einfach zurückgewonnen werden und es ist kein Gleichanteil vorhanden.

    Praxis: Der Biphase-L-Kode wird beim Ethernet (LAN) eingesetzt.

  4. Beim Biphase-S-Kode in Abb. 7.3.9 wird das Zeichen 0 durch einen Phasensprung und die 1 mit positiven oder negativen Symbol kodiert. Die möglichen vier Alternativen werden so gewählt, dass stets am Symbolanfang ein Sprung stattfindet.
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    Abbildung 7.3.9: Binärer Biphase-S-Kode

    Praxis: Der Biphase-S-Kode (auch Diff. Manchester-Kode) wird beim Token-Ring (LAN) eingesetzt.

    Biphase-M-Kode: Kodierung der 1 durch einen Phasensprung.

7.3.2 Ternäre Kodes

Ternäre Kodes:

Bei einer ternären Kodierung wird ein (binäres) Quellzeichen X = {x1,x2} mit einem (ternären) Symbol Y = {y1,y2,y3} kodiert. Wird dabei ein Zeichen abwechseld mit zwei verschiedenen Symbolen kodiert spricht man von einer pseudoternären Kodierung.

  1. Beim Alternate Mark Inversion Kode (AMI-Kode) in Abb. 7.3.10 wird eine 1 alternierend mit +A und A kodiert.
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    Abbildung 7.3.10: Pseudoternärer AMI-Kode

    • Gleichstromfrei: Maximal wird die RDS = ±A21.
    • Verwürfler: Ausreichender Taktgehalt, bei nicht zu zu langen Nullfolgen. Stets zu erreichen mit Verwürfler.
    • Redundanz: Erkennung von Übertragungsfehlern als Symbolfolge mit (+A,..., +A) oder (A,...,A).
    • Praxis: Invertierter AMI-Kode auf ISDN-S0-Schnittstelle.
  2. Die High Density Bipolar n-Kodes (HDBn-Kodes) in Abb. 7.3.11 entstehen aus dem AMI-Kode durch zusätzliche Kodeverletzungen:
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    Abbildung 7.3.11: Pseudoternärer HDB3-Kode

    • Ausgleichssymbol (a): Bei Auftreten von (n + 1)-Nullen in Folge wird die erste Null so kodiert, dass RDS = 0 wird.
    • Verletzungssymbol (v): Die (n+1)te Null so codieren, dass die Koderegel (± alternierend) hier verletzt wird.
    • Praxis: Anwendung des HDB3-Kode bei PCM-Systemen.
  3. Der Bipolar 6 Zero Substitution Kode (B6ZS-Kode:) entsteht aus dem AMI-Kode durch Ersetzen von 6 Nullen

    Praxis: Einsatz bei 6MBit∕s PCM-Systemen.

  4. Beim Pair Selected Ternary Kode (PST-Kode) werden 2 binäre Zeichen durch 2 ternäre Symbole ersetzt

    Blockkode. Umschaltung zwischen 2 Kodetabellen als Funktion der binären Zeichenpaare.

  5. Beim 4 Bipolar 3 Ternary Kode (4B3T-Kode) werden 4 binäre Zeichen durch 3 ternäre Symbole ersetzt (Blockkode), wobei zwischen 2 Kodetabellen als Funktion der RDS umgeschaltet wird. Die Effizienz ist damit
         --H-(X-)-    --4----
E  = L (c)ldr =  3 ⋅ ld 3 = 0,84
    (7.3.2)

    mit H(X) = 4bit Zeichenentropie, L(c) = 3bit mittlere Kodelänge und r = 3 Zeichen der Quelle.

    Praxis: Einsatz gelegentlich bei PCM-Systemen.

  6. Der Modified Monitored Sum 43 Kode (MMS43-Kode) ist ein 4B3T-Kode, bei dem zwischen 4 Kodetabellen umgeschaltet wird (siehe Tab. 7.2) .

    Bits S1 S S2 S S3 S S4 S









    0001 0 -1 +1 1 0 -1 +1 2 0 -1 +1 3 0 -1 +1 4
    0111 -1 0 +1 1 -1 0 +1 2 -1 0 +1 3 -1 0 +1 4
    0100 -1 +1 0 1 -1 +1 0 2 -1 +1 0 3 -1 +1 0 4
    0110-1 +1 +12-1 +1 +13-1 -1 +12-1 -1 +13
    1010 +1 +1 -1 2 +1 +1 -1 3 +1 -1 -1 2 +1 -1 -1 3
    1100+1 +1 +14-1 +1 -11-1 +1 -12-1 +1 -13

    Tabelle 7.2: Auszug aus der Kodetabelle beim MMS43-Kode

    Kodetabelle: Bei gleichstromfreien Kodewörtern ist kein Wechsel des Zustandes S erforderlich.

    Taktgehalt: Das Kodewort 000 wird nicht verwendet.

    Praxis: Einsatz auf ISDN UK0-Schnittstelle.

18Versuchen Sie einmal ein Bild einer FSK zu zeichnen. Sie können sich dabei am nachfolgenden Bild der analogen Modulation der Frequenz orientieren.

19Wir haben damit also ein 3-stufiges Symbol z.B. mit den Amplituden +1V , 0V und 1V .

20Man könnte also 3 binäre Zeichen mit 23 = 8 Kombinationen mit 2 ternären Symbolen mit 32 = 9 Kombinationen codieren und hätte immer noch „etwas Redundanz“.

21Die Running Digital Sum (RDS) entspricht dem Gleichanteil (Mittelwert) eines analogen Signals.