14.8 Hysterese und Wirbelstromverluste im Eisentransformator

Eisen:

Bei einem Eisentransformator ergeben sich Eisenverluste aufgrund von Nichtidealitäten:3

  1. Durch die Ummagnetisierung entstehen frequenzabhängige Hystereseverluste PH f.
  2. Das magnetische Wechselfeld induziert im Eisenkern Wechselspannungen, die zu Wirbelströmen führen. Die Amplituden dieser Wirbelströme sind frequenzproportional, so dass für die Verluste PW f2 gilt.
Verluste:

Die Summe der beim Induktionsvorgang im Eisenkern entstehenden Verluste werden als Eisenverluste bezeichnet

PE =  PH +  PW
(14.8.1)

Die Eisenverluste können in den Ersatzschaltbildern berücksichtigt werden, indem parallel zur Hauptinduktivität ein ohm’scher Widerstand RE geschaltet wird.

Impedanzen:

Bei der kompletten Zweipolersatzschaltung in Abb. 14.8.1 bedeutet ein Strich an den Größen, dass dieser Wert auf die Primärseite bezogen ist. Es ist

X σ1  =  ω (1 − k)L1 = ωL σ = X ′σ2 = ¨u2X σ2
           ′    2
 R1   =  R 2 = ¨u R2
 Xh   =  ωLh  = ωkL1
   ′       2
 Z-v  =  ¨u Zv

PIC

Abbildung 14.8.1: Berücksichtigung der Eisenverluste in einer Zweipoldarstellung des Transformators

Spannungen:

Die schraffierte Flächein Abb. 14.8.1 , das Kappsches Dreieck, stellt die Spannungsverluste im Trafo dar.


PIC

Abbildung 14.8.2: Zeigerdiagramm eines Leistungstransformators bei Nennlast

Die Hypotenuse dieses Dreiecks entspricht der Spannung U1K, die bei sekundärem Kurzschluss (Zv = 0) aufgebracht werden muß, damit auf der Primärseite der Nennstrom I1N fließt.

Beispiel 14.8.1
(Trafo-ESB)

Auf dem Leistungsschild des 50 Hz-Einphasentransformators steht: Primäre Nennspannung: U1N = 2 kV, Sekundäre Nennspannung: U2N = 220 V, Nennscheinleistung: SN = 20 kV A, Primärer Nennstrom: I1N = SN∕U1N = 10 A.

PIC

  1. Wie kann man messtechnisch die Impedanzen des Trafo-Ersatzschaltbildes bestimmen? Zeichnen Sie dazu je ein vereinfachtes Ersatzschaltbild für
    • den Leerlauf (Zv = ) und den Kurzschluss (Zv = 0)

    in dem Sie den nicht relevanten Strompfad4 vernachlässigen!

  2. Bei einem Leerlaufversuch werden bei primärer Nennspannung folgende Messwerte aufgenomen:
    • Spannung U1N = 2000 V
    • Leistung P1L = 200 W
    • Strom I1L = 1 A

    Bei einem Kurzschlussversuch werden bei primärem Nennstrom folgende Messwerte aufgenomen:

    • Strom I1K = I1N = 10 A
    • Leistung P1K = 300 W
    • Spannung U1K = 120 V = 0,06 U1N

    Berechnen Sie daraus näherungsweise die Induktivitäten und Widerstände der Ersatzschaltung.

  3. Wie groß ist der Wirkungsgrad für Nennbelastung bei cos φ = 1?

Lösung:

Die Lösung wird in der Vorlesung erarbeitet. Ergebnisse für den Vergleich der eigenen Lösung sind:

  1. Vereinfachte ESB: Beim Leerlauf-ESB R2 und Xσ2 weglassen und beim Kurzschluss-ESB RE und Lh weglassen.
  2. Eisenverlustwiderstand:
           U 21N                U21N    (2kV )2
P1L  = ----   ⇒    RE  =  ----=  ------- = 20k-Ω-
        RE                P1L     200W

    Hauptinduktivität

          -2,01k-Ω-
Lh  ≈ 2π50s −1 = 6,4H-

    Wicklungswiderstand

          P1K       300W
R1 ≈  --2--=  --------2-= 1,5Ω- ≈ R ′2
      2I1N    2 ⋅ (10A)

    Streuinduktivität

    L  ≈  -5,8Ω---=  18,5mH
 σ    2π50s− 1   --------

  3. Wirkungsgrad bei Nennbelastung
    η =  ------PN--------= ----------20kW----------- = 0,976
     PN +  PE + PCu    20kW   + 0,2kW  + 0,3kW     ------

3Die Hysteresekurve eines Eisentransformators führt zudem mit ihrem nichtlearen Sättigungsverhalten auch dazu, dass in den Trafogleichungen 14.2.5 die Induktivitäten L1, L2 und M nicht mehr konstant sind.

4Nehmen Sie dazu an, dass die Primär- und die Sekundärwicklung des Transformators dasselbe Volumen haben.