Was macht ein magnetisches Feld2?
Es übt Kraft auf bewegte Ladungen (Ströme3) aus!
Eine Magnetnadel wird wie in Abb. 12.1.2 in der Nähe eines stromdurchflossenen Leiters abgelenkt. Führt man die Magnetnadel um den Leiter herum, so zeigt sich, dass er von kreisförmigen und geschlossenen Magnetlinien umgeben ist, deren Richtung im Sinne einer Rechtsschraube4 zugeordnet ist.
→ Die Stärke des Magnetfeldes und damit die Dichte der Kraftlinien ist proportional dem Strom durch den Leiter.
Um ein stärkeres Magnetfeld zu erzeugen, kann man den Leiter zu einer Spule verbiegen, bei dem der Leiter dasselbe Raumstück mehr als einmal durchläuft. In Abb. 12.1.3 sind die Magnetfelder einer Zylinderspule und einer Ringspule dargestellt.
→ Das Magnetfeld im Inneren einer Zylinderspule ist homogen5. Bei einer Ringspule gibt es nur das homogene Magnetfeld im Inneren der Spule.
Ein Magnetfeld ist die Voraussetzung für die Umwandlung von elektrischer Leistung in mechanische und umgekehrt. Neben dem Motor wird dieses Prinzip auch beim Relais angewendet. Beim Transformator wird ein veränderliches Magnetfeld zur Transformation von Wechselspannungen und -strömen benötigt, also Begriffe, die erst im späteren Verlauf behandelt werden, die dann aber sicher verstanden werden können, wenn die aktuellen Grundlagen verstanden worden sind.
Im Stromkreis mit parallelen Leiterstücken wie in Abb. 12.1.4 verursacht der Strom I1 ein Magnetfeld am Ort P2, das eine Kraft6 auf die bewegte Ladung als Strom I2 ausübt.
→ Umgekehrt für Strom I2 gültig! Beide Kräfte addieren sich und drücken die Leiter auseinander.
Die Ladung Q braucht mit der Geschwindigkeit v die Zeit t um den Leiter mit der Länge l zu durchfließen. Mit der Proportionalitätskonstanten μ0 wird die (experimentelle) Kraft dann zu
| (12.1.1) |
Das Produkt aus Ladung und Geschwindigkeit wird zum Produkt aus Strom und Leiterlänge mit
| (12.1.2) |
Wir führen zur Erfassung des Magnetfeldes des Leiters 2 die Flussdichte7
| (12.1.3) |
ein und erhalten den Betrag der Kraft auf bewegte Ladungen im Leiter 1 durch das Magnetfeld des Leiters 2 zu
| (12.1.4) |
Die Richtung der experimentell festgestellten Kraft lässt sich mathematisch mit dem Vektorprodukt erfassen8
| (12.1.5) |
wobei die Ladungen Q mit der Geschwindigkeit v das gerichtete Leiterstück der Länge l im Magnetfeld B durchlaufen9.
Für den Betrag der Lorentzkraft erhalten wir mit dem Winkel φ zwischen l und B aus dem Vektorprodukt direkt
| (12.1.6) |
→ Dieses ist die Grundgleichung der elektrischen Motoren, mit denen über den Umweg des magnetischen Feldes elektrische in mechanische Energie umgewandelt werden kann.
→ Beim Generator wirkt das Prinzip genau umgekehrt — es wird aber später mit dem Induktionsgesetz beschrieben.
2Ohne Elektrotechnik: Ein Dauermagnet übt eine anziehende Kraft auf Eisen aus.
3Vergleiche dazu: Ein elektrisches Feld übt Kräfte auf ruhende Ladungen aus.
4Dreht man eine Schraube mit Rechtsgewinde in Richtung des Stromes, so weisen die Magnetlinien in Richtung der Drehung der Schraube.
5Frage an Studierende: Was war ein homogenes Feld?
6Die Richtung der Kraft kommt mathematisch aus dem Vektorprodukt, bei dem man den ersten Vektor v mit einer Rechtsschraube auf dem kürzesten Weg auf den zweiten Vektor B dreht. Dabei bewegt sich die Schraube dann in Richtung des Ergenisvektors F = Q(v ×B)
7Anzahl der magnetischen Feldlinien pro Fläche mit dem Fluss Φ = B ⋅ A.
8Analog zum Skalarprodukt beim Coulombschen Gesetz Fe = Q ⋅E.
9z.B. Elektronenstrahl im Magnetfeld oder Hallsensor im bürstenlosen Gleichstrommotor. Bürste gleich Kohlebürste beim Stromwender (Kommutator).